Das Hobby

Was ist Tabletop?

Tabletop bezeichnet eine Gruppe von Strategiespielen, die mit Miniaturen gespielt werden. Es ähnelt in dieser Hinsicht dem Schachspiel, jedoch werden Tabletopspiele aufgrund des verwendeten Maßstabs häufig auf Tischoberflächen (engl. = tabletop) oder auf Spielplatten gespielt, wobei Spielfeldgrößen von 1,20 x 1,20m oder 1,20 x 1,80m keine Seltenheit sind. Zudem findet in der Regel auch gestaltetes Miniaturgelände Verwendung, welches – wie die Miniaturen selbst – über detaillierte Regeln verfügt und somit Einfluss auf das Spiel hat.

Eine Partie Warhammer 40.000. ©Carabor

Entstanden sind Tabletop-Strategiespiele aus militärischen Plan- und Kriegsspielen des 19. Jahrhunderts. Heutzutage gibt es eine große Anzahl an Herstellern von Tabletopspielen, die alle denkbaren Genres bedienen. Angefangen bei klassischen, historisch orientierten Tabletops, welche unterschiedlichste geschichtliche Epochen wie Antike, Mittelalter, den Wilden Westen, die Napoleonischen Kriege oder den Zweiten Weltkrieg umfassen, über diverse Fantasy- und Science-Fiction-Universen bis hin zu Comic- und Superheldenadaptionen. Ebenso reicht das Spektrum der Spiele von einer Handvoll Modelle bis hin zu hunderten von Miniaturen pro Spieler, sodass sich für jeden Geschmack etwas finden lässt.

Allen Tabletopspielen gemein ist, dass die Figuren üblicherweise frei bewegt werden können, häufig unter Zuhilfenahme eines Maßbandes oder von Bewegungsschablonen, und dass die Interaktionen der Figuren untereinander (Angriff, Verteidigung etc.) in den meisten Fällen mit Würfeln bestimmt werden. Die Miniaturen selbst werden in der Regel unbemalt und in Einzelteilen geliefert und müssen vor dem Spielen entsprechend noch zusammengebaut und bemalt werden. Tabletop ist damit nicht nur ein Hobby, welches logisches Denken und Konfliktlösung (und Wahrscheinlichkeitsrechnung) fördert, sondern auch ein sehr kreatives Hobby, das beim Bauen der Miniaturen und der Geländestücke auch handwerkliches Geschick erfordert.

Im Folgenden sollen die einzelnen Aspekte des Tabletop-Hobbys kurz vorgestellt werden.

Basteln

Die meisten Hersteller von Tabletopspielen vertreiben ihre Miniaturen in Einzelteilen, sodass es vor dem Spielen notwendig ist, diese zusammenzubauen. Das Material besteht zumeist aus Plastik oder aus einer Zinnlegierung und weist oft noch Gussgrate und andere Reste des Gießprozesses auf. Zum Bearbeiten des Materials kommen Bastelmesser, Seitenschneider, Feilen und Handbohrer zum Einsatz, mit denen die Einzelteile gesäubert und so zugerichtet werden, dass das Modell die gewünschte Pose hat, bevor alles mit Kleber fixiert wird.

Selbstgebauter Turm aus Polysterol. ©Carabor

Neben der reinen Notwendigkeit, seine Miniaturen in einen spielbereiten Zustand zu bringen, besteht für viele Spieler aber auch der Reiz darin, die Figuren umzugestalten. Die Möglichkeiten hierfür sind quasi unerschöpflich. Sei es nur eine ausdruckstärkere oder dramatischere Positionierung des Modells, eine schön gestaltete Base (= der Sockel, auf dem die Figur steht) oder eine Kombination mehrerer Figurensets, um etwas wirklich Einzigartiges zu erschaffen. Manche Hobbyisten formen sich aus selbsthärtender Modelliermasse sogar eigene Teile oder ganze Modelle.

Abgesehen von den Miniaturen braucht es aber auch eine Spielfläche, auf der man letzten Endes gegeneinander spielt. Auch hier gibt es zahlreiche Hersteller, welche vorgefertigte Geländestücke anbieten, aber am schönsten sieht es meistens aus, wenn man sein Tabletopgelände selbst baut. Gebastelt werden kann eigentlich mit allem, was einem in die Hände fällt, wobei sich Dämmplatten aus Polystyrol, Styrodur oder Styropor und Architekturpappe als sehr vielseitig und gut zu bearbeiten bewährt haben. Auch hier sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Neben Klassikern wie Wäldern, Hügel, Seen und Häusern können dabei auch wahre Kunstwerke entstehen, wie sie beispielsweise der Niederländer Gerard Boom fabriziert (www.shiftinglands.com).

Malen

Es gibt zwar auch das eine oder andere Tabletopspiel, bei dem die Miniaturen fertig gebaut und vorbemalt erhältlich sind, in den allermeisten Fällen hält man jedoch einen grauen oder metallenen Rohling in der Hand. Mit diesen kann man problemlos seine Spiele bestreiten, deutlich schöner ist es aber immer, wenn sich zwei vollständig bemalte Modellarmeen gegenüber stehen.

Einige Hersteller von Tabletopspielen bieten auch gleich ein eigenes Farbsortiment mit an, es gibt aber auch Firmen, die sich ganz darauf spezialisiert haben, Farben, Pinsel, Sprühgrundierungen und Schutzlacke für das Bemalen von Tabletopminiaturen zu produzieren. Die Palette reicht dabei von normalen Acrylfarben über Tuschen und Effektfarben bis hin zu Farbpigmenten für höchste Malansprüche.

Ein gut ausgestatteter Maltisch.

Genauso vielfältig wie die angebotene Palette an Materialien sind natürlich auch die Möglichkeiten, seine Figuren mit Farbe zu versehen. Während es manchen Spielern nur darum geht, ihre Modelle möglichst schnell bemalt zu bekommen, und deshalb auf einfache Maltechniken setzen, die in der Masse ein überzeugendes Bild abliefern, behandeln andere jede einzelne Miniatur als ein kleines Kunstwerk, aus dem es das Meiste herauszuholen gilt und das auch aus nächster Nähe noch perfekt aussehen soll. Für einige steht das Spielen mit den Figuren sogar im Hintergrund und sie widmen sich fast ausschließlich dem Bemalen.

Spielen

Auch wenn das Basteln von Geländestücken und das Bemalen von Miniaturen mitunter fast den Rang eigenständiger Hobbys einnehmen können, geht es den meisten Menschen im Tabletophobby letztlich vor allem darum, spannende und spaßige Spiele mit anderen Enthusiasten bestreiten zu können. Da es bei fast allen Tabletopspielen üblich ist, den einzelnen Figuren Punktwerte zuzuteilen, besteht das klassische Match daraus, sich mit seinem Gegner auf ein Spielsystem und eine Spielgröße zu einigen, seine Figuren entsprechend zusammenzustellen, einen Spieltisch mit Gelände zu versehen und dann die Würfel rollen zu lassen.

Eine Partie Warmachine / Hordes.

Außer solchen Zufallsspielen gibt es aber natürlich auch noch andere Spielvarianten. Gerade bei historischen Tabletops werden oftmals auch ganz bestimmte Schlachten aus der Geschichte nachgestellt – vom Gelände bis zu den verwendeten Truppen. Solche themenbezogenen Spiele sind selbstverständlich auch in jedem anderen Genre möglich. So können bei Tabletopspielen zu Filmen wie Der Herr der Ringe oder Star Wars bestimmte Szenen nachgespielt werden oder Szenarien wie die Belagerung einer Burg, ungleiche Armeegrößen, bestimmte Missionsziele etc. dem Spiel mehr Spannung und Tiefe verleihen. Den Gipfel eines solchen erzählerischen Spielansatzes bilden langfristige Kampagnen, bei denen die Spielergebnisse aus den einzelnen Szenarios die nachfolgenden Spiele beeinflussen.

Am anderen Ende der Skala bilden Turniere die Möglichkeit zum kompetitiven Spielen. Hier besteht der Reiz besonders darin, durch das Bestreiten mehrerer Spiele in an einem Tag oder Wochenende gegen unterschiedlichste Gegner unter Zeitdruck in seinem Können gefordert zu werden, was zu einem besonders intensiven Spielerlebnis führen kann. Außerdem bieten Turniere auch immer die Gelegenheit, sich mit anderen Spielern aus der Region oder dem gesamten Bundesgebiet austauschen und vernetzen zu können.